Das Recht auf Memoiren

Das Recht auf Memoiren Meine Autobiografie Das Recht auf Memoiren ist 2007 im Zytglogge Verlag erschienen.

Hier können Sie einen Auszug lesen: Auf die Welt kommen und das in Flums! 

Bestellen bei der Buchhandlung am Helvetiaplatz.

 

Wenn man genau hinschaut, gibt es gar nicht so vieles, das einen interessiert. In meinem Fall sind es Bücher, Frauen und Räder – und zwar in dieser Reihenfolge. Ohne Bücher hätte ich mit einem Grossteil meines Lebens nicht gewusst, was anfangen. Anderseits war da dieser Vorfall in der ersten Klasse: Ich war mit der Aufnahme des Abc irgendwie noch im Hintertreffen, so dass sich meine Mutter genötigt sah, mit mir ein ‹Globi›-Buch zu lesen. Ich vermochte die Verse nur mühsam zu entziffern, was meiner Mutter Tränen in die Augen trieb. Ich war perplex. Das hätte ich nie gedacht, dass ihr das Lesen eines ‹Globi›-Buches so viel bedeuten könnte. Also sputete ich mich, lernte das Abc im Handumdrehen und las fürderhin, was das Auge hielt.

Nun hege ich die leise Vermutung, dass meine Mutter dafür verantwortlich ist, dass ich an keinem Bücherladen vorbeigehen kann, ohne reinzutappen und mit einer Beige an Geschriebenem wieder rauszukommen, welches ich dann bis zur Dumpfsinnigkeit nach Wirklichem und Wahrem, Spannendem und Witzigem abgrase. Es handelt sich da, wenn nicht um eine Berufung, so möglicherweise um ein veritables Trauma, das mir meine Mutter – ohne es natürlich zu wollen – eingejagt hat. Was haben diese Mütter doch für eine Verantwortung! Eine unbedachte Äusserung, eine unreflektierte Handlung, und – schwups! – schon ist der Lebensweg eines Kindes vorgezeichnet, und es wandert in den Knast oder muss Bücher lesen bis zum Geht-nicht-mehr.

Mein liebes Leben lang liess mich dies auch immer den Stachel in mir fühlen, dass ich so wenig schrieb. Das konnte doch einfach nicht sein, dass ein so starker Leser wie ich, der so viele Bücher in sich reinstopfte, nie auch nur ein müdes Fürzchen von einem Büchelchen von sich gab. Das war doch sicher nicht gesund, das grenzte an eine veritable Buchstaben-Konstipation. Eine solche Masse von runtergemantschten Büchern musste doch einfach mal ein wenig Wind hermachen.

Deshalb schrieb ich, als ich meine Lebenserinnerungen niederschrieb, einfach Erinnerungen nieder und hatte nicht zwingend ein Buch im Sinn. Aber als ich mal das Niedergeschriebene ausdruckte, sah der Blätterstapel zumindest äusserlich von seiner Höhe her doch wie ein Buch aus. Ich begann, Hoffnung für mein Verdauungsproblem zu schöpfen. Das andere, das mich in einem astronomischen Ausmasse umgetrieben hat, sind – wie könnte es anders sein – die Frauen. Ich hätte sie auch an die erste Stelle setzen können. Aber weil es letztlich doch ungleich mehr Bücher waren, die ich behändigt habe, habe ich diese an die erste Stelle gesetzt.